Schlechte Verbindung

Jeder hat doch einen Knacks. Dieser Satz fällt auch erstaunlich oft, wenn man Leute zu Beziehungsproblemen befragt. Aber die eigentliche Frage ist doch, woher kommt dieser Knacks? Ein Problem, dessen Herkunft man kennt, kann man auch besser in den Griff kriegen.

Tatsächlich liegt der Einstieg in den Teufelskreis der Bindungsprobleme meistens in der Kindheit und Jugend. In dieser Zeit des Lebens lernt man alles neu, sammelt die ersten Erfahrungen die einen prägen und ist umringt mit Vorbildern, denen man nacheifern möchte. Wenn diese aber fragwürdig sind, kann das schon ganz schön in die Hose gehen.

Wie genau, warum überhaupt und was man dagegen tun kann, sind ein paar der Fragen, die ich einer Kinder- und Jugendtherapeutin stellen konnte, um eine andere, vielleicht aufgeräumtere, Sichtweise auf die der Crux der Beziehungen zu bekommen.

Was sind die häufigsten Ursachen für Bindungsprobleme?

Niemand wird mit einer Angst vor Beziehungen oder Nähe geboren. Wenn Menschen wie Papier wären, würden wir von unserer Geburt an beschrieben und bemalt werden. Meistens mit schönen Erinnerungen und bunten Farben.

Aber genauso leicht kriegen Blätter Risse und Eselsohren, wenn jemand rau mit ihnen umgeht. Das ist der Schmerz, den Kinder erfahren, wenn sie erleben wie sich ihre Eltern trennen, sie einen geliebten Menschen verlieren oder im schlimmsten Fall misshandelt werden, sei es nun seelisch oder körperlich. Das fängt schon bei einer Ohrfeige im Affekt an. Wie stark ein Mensch von solchen Ereignissen geprägt wird, hängt sehr mit dem Charakter und seiner Stabilität zusammen, die sogar im Erbgut schon labil sein kann. So kann man nie genau vorhersagen, wie ein Mensch sich wohl entwickeln wird.

Doch es gibt bestimmte Punkte, die oft die selbe Schwierigkeit bei verschiedenen Persönlichkeiten verursachen können: Die Bindungsprobleme.

So wird zum Beispiel ein Kind, das in Bedrängnis, umgeben von Streit und ohne genügend Freiraum aufwächst, zu einem Erwachsenen, der sich im Zweifelsfall lieber freistrampelt und um sich tritt, als einen Anderen in sein Leben, seine Wohnung oder gar in sein Herz zu lassen. Sogar eine kleine oder große Liebe kommt nicht immer dagegen an. Diese Verhaltensweisen sitzen tief. Das ist aber noch lange kein Grund kampflos aufzugeben. Es gibt immer Leute, die einem helfen können.

Wie weit kann Kinder- und Jugendtherapie Bindungsprobleme im Erwachsenenalter vermindern oder sogar verhindern?

Man findet in einer Therapie nicht unbedingt die existentiellen Antworten, um sich selbst zu ergründen. Viel mehr lernt man die richtigen Fragen zu stellen. Eine Therapie in der Jugend kann einen auch mal mehrere Jahre begleiten, in denen der Therapeut sich alles anhört, was man auf der Seele hat. Er hat die Fähigkeit an den richtigen Stellen nachzuhaken und zu hinterfragen. Beim beenden der Therapie ist der Knoten also noch nicht unbedingt geplatzt, doch man hat sich im besten Fall antrainiert das eigene Handeln gut zu reflektieren.

Außerdem lernt man sich einem anderen Menschen mit einer gewissen Ehrlichkeit und Selbstkritik anzuvertrauen.

Man muss nicht alles alleine erörtern und aufarbeiten. Angefangen mit einem Therapeuten, kann man das auch sehr gut auf seinen Partner übertragen.

Die eigenen Schwächen müssen so keine Kluft mehr zwischen zwei Menschen sein, sondern fördern vielleicht sogar noch das Vertrauen und die Nähe.

Kurz und knapp, man darf sich ruhig helfen lassen. Gerade Teenager und die, die es gerade hinter sich haben, neigen dazu, viel in sich hineinzufressen und in ihrem Selbstmitleid zu baden.

Der still vor sich hinleidende Typ ist out. Selbsthilfe ist angesagt.

Was kann man noch tun, um Problemen und Verhaltensweisen aus der Kindheit zu entkommen?

Nicht nur durch eine Therapie kann man schlechten Mustern entgegenarbeiten.

Schon Sigmund Freud sagte: „Der Mensch ist nicht Herr im eigenen Körper.“

Vielleicht ist das aber sogar gut so. Man muss sich vielleicht nur einmal den „Herr der Ringe“ ansehen, um das Prinzip zu verstehen. Keines der Wesen, das je Besitzer des „Einen Ringes“ war, also der Macht, hatte ein allzu gutes Schicksal. Nein, die Macht tut nicht gut. Das Wissen darum allerdings schon. Gandalf, der weise alte Zauberer, der nicht einmal im Besitz des Ringes ist, leistet doch den entscheidenden Part zu der Befreiung von der bösen Kraft. Allein durch sein Wissen über die Materie und die Gabe, die beteiligten Personen zu verstehen, erlangt er die nötige Stärke.

Gerade wenn jemand merkt, wie er immer wieder in alte Muster verfällt und ungelöste Konflikte aus der Vergangenheit mit sich trägt, sollte seine Mitmenschen beobachten und vor allem sich selbst. Oft ist das nächste Umfeld der perfekte Spiegel des eigenen Handelns. Sobald man sich Beweggründen und Zusammenhängen bewusst wird, ist der Weg geebnet, sie zu bereinigen.

Kann der Partner dem beziehungsunfähigen Menschen auch weiterhelfen?

Natürlich. Aber auf keinen Fall durch erzwungene Nähe, Anhänglichkeit und Kuschelseminare. Genau so etwas wird einen Menschen, der vor Bedrängnis flüchtet, noch viel weiter wegstoßen. Aber direkte Gespräche helfen.

Nichts weiter als das. Man muss das Problem erkennen, benennen und den Anderen spüren lassen, dass er nicht alleine damit ist. Damit beugt man zumindest einer Kurzschlussreaktion vor. Der Partner denkt nicht, er sei einfach gefühlskalt und muss wohl Schluss machen, man kann an den Problemen arbeiten. Das geht nur durch Kommunikation.

Auch bei einer Therapie oder Auseinandersetzungen mit der Familie, vielleicht dem Urheber der Probleme, kann man dem Partner natürlich zur Seite stehen.

Nur nicht aufdrängen. Da sein – das ist das beste Geschenk das man sich machen kann.

Es gibt den Spruch, der besagt, dass in einer Beziehung immer einer der Besiegte ist. Der, der mehr liebt. Da liegt der Irrtum. Oft machen Menschen den Fehler, sich selber zurückzuziehen, wenn sie merken, dass der Partner sich distanziert. Wenn man dem aber nun mit mehr Liebe entgegenkommen würde, wie viel einfacher würde das eine Krise wohl gestalten?

Das und der Austausch von Gedanken… Und man ist safe.

Bildquelle: POPSUGAR

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