Ein Feiertag dem Brusthaar
Ich habe schon immer viel Unsinn geschrieben… Jetzt bin ich nach längerer Zeit auf dieses Schmuckstück in meiner Sammlung gestoßen. Oh, Ida aus der Vergangenheit, was hast Du Dir nur dabei gedacht? Ich hoffe irgendjemand da draußen, der vielleicht ähnlich peinlich war oder ist, fühlt sich jetzt nicht mehr alleine.
Viel Spaß mit dieser hochphilosophischen Geschichte:
Ein Feiertag dem Brusthaar –
Oder die Geschichte wie ich mit Demselben den Mount Everest erklomm
Kapitel 1:
Hallo Du. Um mich geht´s in dieser Geschichte. Und glaub mir, das ist gar nicht so schön, wie es sich anhört. Wenn Du aufmerksam gelesen hast, wird Dir aufgefallen sein, dass der Inhalt recht schmerzhaft für mich werden könnte. Außer natürlich, das ist alles nur eine große Metapher. Dann wird die Geschichte sehr lehrreich sein und Dir die Augen über das Leben öffnen.
Den Mount Everest besteigen…. Das ist schon sehr frei interpretierbar. Zweideutig, ist ja klar.
Eine Geschichte ohne Sex ist wie ein Pferd ohne Ohren.
Perfekte Ausgangslage also. Jetzt, wo Deine Erwartungen groß sind, kann ich sie in Ruhe enttäuschen, denn da meine Geschichte als Mensch ja sowieso mit Sex begann, ist dieser Punkt auf der Liste schon abgehakt.
Als ich also nach einer ganz normalen, traumlosen Nacht aufstand, spürte ich bereits dass der Tag sich ganz anders entwickeln würde. Im Spiegel sah mich das gewohnte Bild eines Menschen an, der wohl durch eine Autowaschanlage gezogen wurde, ohne davon aufgewacht zu sein. Als mein Blick jedoch weiter nach unten wanderte, änderte sich alles.
So ähnlich muss es sich anfühlen das Spielzeug in einer Cornflakesschachtel zu finden. Wenn es ein waschechter Schrumpfstrahler ist.
Ein Brusthaar. Was es noch viel bedeutsamer machte: Mein Erstes. Genau in der Mitte war es, dunkel, kräftig, wie der Muhammad Ali der Brusthaare.
Was ist wohl der logische erste Schritt wenn man entdeckt, dass man über Nacht ein Mann geworden ist? In meinem Fall: ein Flugticket nach Asien, genauer zum Mahalangur Himal. Naja, nicht ganz…zuerst tanzte und sang ich mir unter der Dusche die Seele aus dem Leib. (Das klingt so schön brutal, oder?)
Abgesehen davon, dass dieses Wort, Mahalangur Himal (Lass es Dir mal auf der Zunge zergehen), wunderschön und magisch ist, steht das Himalaya Gebirge doch für alle Schwierigkeiten, die einem das Leben so in den Weg wirft. Wer es schafft den Mount Everest zu besteigen, hat bis zum Lebensende ausgesorgt, was Geschichten für Kegelstammtische oder Kaminfeuerabende mit den Enkeln angeht.
Und was wäre bitte ein besserer Zeitpunkt dieses Vorhaben anzugehen, als die glorreiche Stunde, in der meine Männlichkeit sich endlich einen Weg durch die oberste Hautschicht bahnte?
Mit Cat Stevens „If you want to sing out“ im Ohr packte ich meinen Hausstein ein, legte ihm noch eine Decke in die Tasche, denn Höhenluft kann ja kühl werden.
„If you want to be free, be free“ – Manchmal ist es so einfach. Wer eine Reise mit seinem Hausstein ins Himalaya Gebirge machen will, soll das verdammt nochmal tun!
Kapitel 2:
Bevor ich in das schicksalhafte Flugzeug stieg, bearbeitete ich mein Tshirt noch mit Büroschere, Nadel und Faden. Ein Mann mit Brusthaar braucht schließlich auch einen richtigen V-Ausschnitt.
Strotzend vor Selbstbewusstsein saß ich nun also auf meinem Sitz, direkt neben einer Dame die aussah wie die böse Lady, die immer versucht den Dalmatinern das Fell abzuziehen.
Das, gepaart mit den, von einem hübschen Tänzchen der Stewardess begleiteten, Sicherheitsverweisen, stutzte mein kurzzeitiges Riesenego doch wieder ein bisschen. Es wäre doch tragisch wenn ich genau jetzt, wo mein Leben endlich richtig anfangen sollte,
als undefinierbarer Staubfleck in einem Flugzeugwrack enden sollte. Aber immerhin würden meine Freunde einen richtigen Mann beerdigen können. Vielleicht würde auch den Mädchen während der Beerdigung auffallen, wie süß ich eigentlich war. Ich schloss die Augen und stellte mir vor wie sie alle in eleganten, schwarzen Kleidern weinend vor meinem Sarg zusammenbrachen.
Bevor Du mich jetzt narzisstisch nennst und diese Geschichte gegen eine sinnvolle Beschäftigung eintauschst, gesteh Dir lieber ein, dass Dir das auch ganz gut gefallen würde. Und wenn man unter leichter Flugangst leidet, sind solche Gedanken einfach sehr tröstend. Ja genau, trotz Brusthaar verspürte ich noch Angst. Das musste ich mir merken, ich fing an mir Notizen über mein neues Ich zu machen, wie bei einem Bio-Experiment in der Schule.
Und dann, nachdem ich der Dalmatiner-Killer-Lady eine lange Zeit beim Schnarchen zugehört hatte (was eine seltsam beruhigende Wirkung hatte), brach die Sonne durch die Wolkentürme. Ich sah durchs Fenster, wie ich durch all die abstrakten Formen flog, die ich von unten immer zu deuten versuchte. Ob sich jemals jemand so frei, abenteuerlich und aufgeregt gefühlt hat, wie ich in diesem Moment? (Natürlich, aber lass mir den Glauben)
Leise summte ich „Don´t stop believin´“ von Journey vor mich hin… seltsam wie Titel und Künstlername passten. Und auch das Gefühl.
Hauptsache nicht „Dalai Lama“ von Rammstein. Obwohl ich nicht der Vater mit dem Kind war und der Erlkönig mich sicher nicht mit seinen Töchtern spielen lasse würde, wollte ich keine Sekunde an dieses Lied denken, solange ich im Flugzeug saß.
Es wird Dich hoffentlich freuen zu hören, dass ich heil unten ankam.
Nur um dem Himmel hoffentlich bald wieder ein ganzes Stück näher zu kommen.
Mein Brusthaar hat einen Feiertag verdient, dachte ich, als ich die ersten, von Nebel umschwirrten, Bergspitzen durch die Glasfront des Flughafens sah und zwei hübsche, in kimonoartige Gewänder gehüllte Mädchen, mir eine Blumenkette um den Hals hingen.
Kapitel 3:
Zwar hing ich nicht wörtlich an meinem Brusthaar als ich den Mount Everest erklomm, der Schmerz in meiner Brust kam dem aber ungefähr gleich, als ich hinter dem Bergführer die erste Steile hinter mich gebracht hatte. Ich brauchte den ganzen Tag um bis an die erste Basis zu gelangen. Aber das Gefühl auf der Plattform mit den an den Felsen befestigten Zelten zu stehen und die Sonne in einer Art Feuersturm am gezackten Horizont untergehen zu sehen war… nicht halb so lebensverändernd wie ich dachte. Es war wunderbar, ja, aber das tollste Gefühl war es immer noch gewesen, im Flugzeug die Augen zu schließen und in der Freiheit zu baden. In diesem Moment dachte ich an mein Bett, meine Bücher und eine Dusche in der man singen kann, ohne dass es jemanden stört.
Als ich nun mit meinem Hausstein auf einer Vorratskiste saß, die Sterne betrachtete, die inzwischen den ganzen Himmel bevölkerten, war ich einfach glücklich. Das was ich hier erlebte würde zuhause, in ein paar Wochen, als verrückte, unfassbar gute Erinnerung langweilige Busfahrten oder Gespräche mit Verwandten richtig spannend und wehmütig machen. Und alles nur wegen einem Haar. Um ein Haar wäre es nicht passiert. Dieser Satz musste sein, gib es zu!
Gib’s doch zu, den Text hast du eben erst geschrieben! 😉
Nein, tatsächlich ist das ca 1 1/2 Jahre her, wenn mich nicht alles täuscht… 😉 Der war in der Schublade mit einigen peinlichen Fanfictions 😀
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