Mieses Gedicht an miese Zwickmühle

Am Anfand warst du nur aus Worten,

Wir sprachen von Dingen, von Orten,

Von Leben, von Quatsch, von Alltag,

Was man hasst, liebt, akzeptiert und mag.

Du hattest viel Vergangenheit, ich viel Zukunft,

Zumindest viel vor, aber jetzt gibt’s die Vernunft,

„Mal sehen“ und „Vielleicht“ sag ich viel zu oft,

Hab mir Vieles auch viel knallender erhofft.

Vielleicht hab ich auch zu viel über den Knall gelesen,

Bei dir ist es mehr ein Summen gewesen,

Mal eher schräg, mal eher toll,

Man weiß nicht ob man hinhören soll.

Hätte ich es nicht getan wäre mir viel entgangen,

Mit einer der schönsten Nebensachen angefangen,

Auch Sturmaugen, Shaban und Käptn Peng,

Ninjakatzen und ein Unirundgang ohne Happy End.

Jeden Tag tauschten wir Sätze wie Pokémonkarten,

Leidenschaftlich, witzig, interessiert an Eigenarten,

So cool, denn ohne die wären wir nicht wir,

Ich hoffe, dass ich dich nicht an deinen Wandel

oder Zeitmangel verlier.

 

Das geheime Netzwerk der Natur

In Zeiten, in denen wir Menschen die Natur verteidigen sollten, da sie uns nicht mehr in die Schranken weisen kann wie früher, gibt es immer mehr Texte die sie erklären und uns näher bringen sollen. Kaum ein Mensch verbringt in unserem Stadtleben noch genug Zeit im Wald um die Sprache der Pflanzen und Tiere zu verstehen. Umso besser, dass es dann Bücher wie „Das geheime Netzwerk der Natur“ gibt, um uns zumindest in der Theorie die Grundbausteine beizubringen. Immer wenn es um Natur und Entwicklung geht, geht es auch um Philosophie. Wie auch nicht bei einem Thema, das so mit dem Leben verankert ist. Ein Mensch in meinem Leben kommt mir immer sofort in den Kopf, wenn es ums philosophieren geht: Mein Opa. Er hat schon viele seiner Gedanken und Geschichten aufgeschrieben und sogar in Bücher gefasst. Die will er nicht veröffentlichen, sie sind nur für die Familie oder die, mit denen er gemeinsam denken, diskutieren und sprechen will. Seit einer Weile hat ihn jetzt dieses Buch beschäftigt. Und diesmal wollte er nicht nur uns davon erzählen, was für Gedanken es ihn ihm ausgelöst hat, sondern auch dem Autor selber etwas davon zukommen lassen. Leider ist Herr Wohlleben aber selber lieber im Wald unterwegs als alle seine zahlreichen Mails von Lesern abzuarbeiten. (Das sei ihm auch gegönnt!) Deshalb soll aber der Brief von meinem Opa zumindest hier stehen. Los gehts!

Sehr geehrter Herr Wohlleben,

Ihre Ausführungen in „Das geheime Netzwerk der Natur“ habe ich mit begeisterter Zustimmung gelesen. Dadurch angeregt, gebe ich eigene Vorstellungen ergänzend zur Kenntnis.

Aus Ihren Darstellungen ist für mich kein Stillstand, sondern eine stetige Weiterentwicklung ablesbar. Mich hat der Satz „Bewahrung der Schöpfung“ schon immer irritiert. Denn die Schöpfung kann man nicht bewahren. Sie ist von „Natur aus dynamisch“. Und so wirkt sie auch auf unser Tun ein, auf unsere Entwicklung und weit darüber hinaus. Die Darstellung einer fortschreitenden Evolution sollte deshalb aus heutiger Sicht wie folgt aussehen:

….  Atome, Moleküle, Einzeller, Mehrzeller, Pflanzen, Tiere, Mensch, Gestell

Warum „Gestell“? Der Philosoph Martin Heidegger hat die Technik als Gestell bezeichnet. Die Welt verliere durch die Technik an Bezugsreichtum, das Seiende verkomme zum bloßen Rohstoff. Allerdings werde dem Menschen die gewandelte Weltauffassung zunächst nicht bewusst. Es werde technisch immer mehr  möglich. Die zentrale Rolle, in welcher sich der Mensch innerhalb des Weltgeschehens wähne, treibe ihn an, die technische Beherrschbarkeit und Verfügbarkeit immer noch weiter zu steigern.
So wird das Gestell, heute als „digitale Technologie“ definierbar, unaufhaltsam immer dominanter. Es hat sich als „selbständiges Wesen“ entwickelt, als neue Krone der Schöpfung.

Das Gestell, eine gefälligere Bezeichnung dafür ist mir leider nicht eingefallen, ist mit unseren Sinnen nicht als Ganzes erfassbar, wie etwa eine Pflanze, ein Tier oder wie ein Mensch. Wir versuchen uns unbewusst ein Bild von der Existenz des Gestells zu machen,  nehmen aber nur Teilbereiche wahr, wie zum Beispiel den Auto-, Bahn- und Luftverkehr, Maschinen, die wir zwar geschaffen haben, denen wir aber ausgesetzt sind, ohne sie voll und ganz beherrschen zu können. Auch Bauvorhaben können wir nicht immer wunschgemäß umsetzen.
Zudem werden wir mit den Problemen einer rasant wachsenden Digitalisierung konfrontiert.

Trotz allem fungieren wir als lebenserhaltende Kraft des Gestells, sind und fühlen uns als dessen Schöpfer. Und das mit Stolz. Aber sind wir auch dessen Beherrscher?
Wir befinden uns in der gleichen Lage wie die Zellen unseres Körpers. Jede unserer Körperzellen nimmt bestimmte Aufgaben wahr, alleine oder im Verbund mit anderen. Ohne ihre spezialisierte Aktivität würden wir nicht existieren. Man kann wohl davon ausgehen, dass unsere Zellen ebensowenig eine Vorstellung von unserem Körper, dem menschlichen Körper haben, wie „wir als Zellen des Gestells“ eine umfassende Vorstellung vom „Wesen des Gestells“ haben.

Alles in allem Vorgänge, die im Grunde auch auf alle anderen Bereiche der Schöpfung zutreffen.
Wir tun uns schon schwer, unser eigenes, das menschliche Dasein eindeutig zu definieren. Wir sind alle voneinander verschieden. Kein Mensch gleicht exakt dem anderen.
Übrigens gleicht auch kein Busch, kein Baum, kein Grashalm, kein Tier dem anderen.

Wir Menschen pflegen nicht nur Freundschaften, wir gehören unterschiedlichen Familien, Stämmen, Völkern und Kulturen an. Wir konkurrieren auch mit- und gegeneinander, können uns angiften bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Auch unsere Körperzellen verhalten sich vergleichbar nicht anders. Auch sie sind sich trotz höchster Spezialisierung nicht immer einig, gehen eigene Wege, bekämpfen sich untereinander. Dann fühlen wir uns unwohl, werden krank. Natürlich unternehmen wir etwas gegen Krankheiten, dominieren so unser Innenleben weitgehend selbst.
Wo wir uns aufhalten, wohin wir gehen, wie wir uns verhalten, wird dagegen nicht von innen heraus bestimmt. Das tun wir selbst.

Ebenso verfährt auch das Gestell mit uns. Wir bleiben, obwohl wir das Gestell „erschaffen“ haben, es ständig weiterentwickeln und unterhalten, seinen verkehrsbedingten, produktions-, oder datenbedingten Anforderungen untergeordnet.

In Ihrer Veröffentlichung beschreiben Sie anschaulich Probleme der Waldbewirtschaftung. Wir lieben den Wald, schätzen ihn als Urwald. Als Erholungssuchende greifen wir schon mal, wenn auch wenig verändernd, in das ursprüngliche Biotop ein. Erst die kommerzielle Nutzung, die Bewirtschaftung bewirkt nachhaltigere Veränderungen. Gefällte Bäume werden durch Schwerlastfahrzeuge abtransportiert, die durch ihr Gewicht das unterirdische Leben stören. Fachleute wissen das, sprechen darüber. Seit eh und je wird darüber diskutiert. Verändern tut sich nichts. Man könnte wieder Pferde einsetzen. Das aber würde durch das übergeordnete Gestell verhindert. Dieses wird als bislang letztes Glied der für uns im Guten wie im Bösen unaufhaltsam fortschreitenden Schöpfung dafür sorgen, dass immer größere und leistungsfähigere Fahrzeuge gebaut werden, für deren Einsatz auch der Ihrerseits beschriebene tiefzerfurchte Waldweg erhalten bleiben wird.

Wir Menschen dürfen eigentlich stolz sein auf unsere Leistungen, sind aber zunehmend verunsichert
So hat der bekannte Atomphysiker Werner Heisenberg schon früh erkannt, dass sich unserem rational logischen „wissenschaftlichen Denkvermögen“ von Natur aus Grenzen gesetzt sind. Grundprinzip schöpferischer Entwicklung sei deshalb nicht Planung, sondern „Entfaltung“.
Unser Vorstellungsvermögen sei nicht allein durch Logik, sondern durch Gefühle mitbestimmt.
Neben der gern zitierten „naturwissenschaftlichen Wahrheit“ gebe es auch die „religiöse Wahrheit“.

Das waren meine Gedanken nach der Lektüre Ihres Buches. Ich würde mich über Ihre Meinung hierzu freuen.

Dirty Pretty Things

Chocolates

 

She was the kind of girl

who loved to stretch out

under the sheets,

eating chocolate,

reading books,

and fucking on

rainy afternoons.

 

-Michael Faudet-

 

Ein Feiertag dem Brusthaar

Ich habe schon immer viel Unsinn geschrieben… Jetzt bin ich nach längerer Zeit auf dieses Schmuckstück in meiner Sammlung gestoßen. Oh, Ida aus der Vergangenheit, was hast Du Dir nur dabei gedacht? Ich hoffe irgendjemand da draußen, der vielleicht ähnlich peinlich war oder ist, fühlt sich jetzt nicht mehr alleine.

Viel Spaß mit dieser hochphilosophischen Geschichte:

Ein Feiertag dem Brusthaar –

Oder die Geschichte wie ich mit Demselben den Mount Everest erklomm

Kapitel 1:

Hallo Du. Um mich geht´s in dieser Geschichte. Und glaub mir, das ist gar nicht so schön, wie es sich anhört. Wenn Du aufmerksam gelesen hast, wird Dir aufgefallen sein, dass der Inhalt recht schmerzhaft für mich werden könnte. Außer natürlich, das ist alles nur eine große Metapher. Dann wird die Geschichte sehr lehrreich sein und Dir die Augen über das Leben öffnen.

Den Mount Everest besteigen…. Das ist schon sehr frei interpretierbar. Zweideutig, ist ja klar.

Eine Geschichte ohne Sex ist wie ein Pferd ohne Ohren.

Perfekte Ausgangslage also. Jetzt, wo Deine Erwartungen groß sind, kann ich sie in Ruhe enttäuschen, denn da meine Geschichte als Mensch ja sowieso mit Sex begann, ist dieser Punkt auf der Liste schon abgehakt.

Als ich also nach einer ganz normalen, traumlosen Nacht aufstand, spürte ich bereits dass der Tag sich ganz anders entwickeln würde. Im Spiegel sah mich das gewohnte Bild eines Menschen an, der wohl durch eine Autowaschanlage gezogen wurde, ohne davon aufgewacht zu sein. Als mein Blick jedoch weiter nach unten wanderte, änderte sich alles.

So ähnlich muss es sich anfühlen das Spielzeug in einer Cornflakesschachtel zu finden. Wenn es ein waschechter Schrumpfstrahler ist.

Ein Brusthaar. Was es noch viel bedeutsamer machte: Mein Erstes. Genau in der Mitte war es, dunkel, kräftig, wie der Muhammad Ali der Brusthaare.

Was ist wohl der logische erste Schritt wenn man entdeckt, dass man über Nacht ein Mann geworden ist? In meinem Fall: ein Flugticket nach Asien, genauer zum Mahalangur Himal. Naja, nicht ganz…zuerst tanzte und sang ich mir unter der Dusche die Seele aus dem Leib. (Das klingt so schön brutal, oder?)

Abgesehen davon, dass dieses Wort, Mahalangur Himal (Lass es Dir mal auf der Zunge zergehen), wunderschön und magisch ist, steht das Himalaya Gebirge doch für alle Schwierigkeiten, die einem das Leben so in den Weg wirft. Wer es schafft den Mount Everest zu besteigen, hat bis zum Lebensende ausgesorgt, was Geschichten für Kegelstammtische oder Kaminfeuerabende mit den Enkeln angeht.

Und was wäre bitte ein besserer Zeitpunkt dieses Vorhaben anzugehen, als die glorreiche Stunde, in der meine Männlichkeit sich endlich einen Weg durch die oberste Hautschicht bahnte?

Mit Cat Stevens „If you want to sing out“ im Ohr packte ich meinen Hausstein ein, legte ihm noch eine Decke in die Tasche, denn Höhenluft kann ja kühl werden.

„If you want to be free, be free“ – Manchmal ist es so einfach. Wer eine Reise mit seinem Hausstein ins Himalaya Gebirge machen will, soll das verdammt nochmal tun!

Kapitel 2:

Bevor ich in das schicksalhafte Flugzeug stieg, bearbeitete ich mein Tshirt noch mit Büroschere, Nadel und Faden. Ein Mann mit Brusthaar braucht schließlich auch einen richtigen V-Ausschnitt.

Strotzend vor Selbstbewusstsein saß ich nun also auf meinem Sitz, direkt neben einer Dame die aussah wie die böse Lady, die immer versucht den Dalmatinern das Fell abzuziehen.

Das, gepaart mit den, von einem hübschen Tänzchen der Stewardess begleiteten, Sicherheitsverweisen, stutzte mein kurzzeitiges Riesenego doch wieder ein bisschen. Es wäre doch tragisch wenn ich genau jetzt, wo mein Leben endlich richtig anfangen sollte,

als undefinierbarer Staubfleck in einem Flugzeugwrack enden sollte. Aber immerhin würden meine Freunde einen richtigen Mann beerdigen können. Vielleicht würde auch den Mädchen während der Beerdigung auffallen, wie süß ich eigentlich war. Ich schloss die Augen und stellte mir vor wie sie alle in eleganten, schwarzen Kleidern weinend vor meinem Sarg zusammenbrachen.

Bevor Du mich jetzt narzisstisch nennst und diese Geschichte gegen eine sinnvolle Beschäftigung eintauschst, gesteh Dir lieber ein, dass Dir das auch ganz gut gefallen würde. Und wenn man unter leichter Flugangst leidet, sind solche Gedanken einfach sehr tröstend. Ja genau, trotz Brusthaar verspürte ich noch Angst. Das musste ich mir merken, ich fing an mir Notizen über mein neues Ich zu machen, wie bei einem Bio-Experiment in der Schule.

Und dann, nachdem ich der Dalmatiner-Killer-Lady eine lange Zeit beim Schnarchen zugehört hatte (was eine seltsam beruhigende Wirkung hatte), brach die Sonne durch die Wolkentürme. Ich sah durchs Fenster, wie ich durch all die abstrakten Formen flog, die ich von unten immer zu deuten versuchte. Ob sich jemals jemand so frei, abenteuerlich und aufgeregt gefühlt hat, wie ich in diesem Moment? (Natürlich, aber lass mir den Glauben)

Leise summte ich „Don´t stop believin´“ von Journey vor mich hin… seltsam wie Titel und Künstlername passten. Und auch das Gefühl.

Hauptsache nicht „Dalai Lama“ von Rammstein. Obwohl ich nicht der Vater mit dem Kind war und der Erlkönig mich sicher nicht mit seinen Töchtern spielen lasse würde, wollte ich keine Sekunde an dieses Lied denken, solange ich im Flugzeug saß.

Es wird Dich hoffentlich freuen zu hören, dass ich heil unten ankam.

Nur um dem Himmel hoffentlich bald wieder ein ganzes Stück näher zu kommen.

Mein Brusthaar hat einen Feiertag verdient, dachte ich, als ich die ersten, von Nebel umschwirrten, Bergspitzen durch die Glasfront des Flughafens sah und zwei hübsche, in kimonoartige Gewänder gehüllte Mädchen, mir eine Blumenkette um den Hals hingen.

Kapitel 3:

Zwar hing ich nicht wörtlich an meinem Brusthaar als ich den Mount Everest erklomm, der Schmerz in meiner Brust kam dem aber ungefähr gleich, als ich hinter dem Bergführer die erste Steile hinter mich gebracht hatte. Ich brauchte den ganzen Tag um bis an die erste Basis zu gelangen. Aber das Gefühl auf der Plattform mit den an den Felsen befestigten Zelten zu stehen und die Sonne in einer Art Feuersturm am gezackten Horizont untergehen zu sehen war… nicht halb so lebensverändernd wie ich dachte. Es war wunderbar, ja, aber das tollste Gefühl war es immer noch gewesen, im Flugzeug die Augen zu schließen und in der Freiheit zu baden. In diesem  Moment dachte ich an mein Bett, meine Bücher und eine Dusche in der man singen kann, ohne dass es jemanden stört.

Als ich nun mit meinem Hausstein auf einer Vorratskiste saß, die Sterne betrachtete, die inzwischen den ganzen Himmel bevölkerten, war ich einfach glücklich. Das was ich hier erlebte würde zuhause, in ein paar Wochen, als verrückte, unfassbar gute Erinnerung langweilige Busfahrten oder Gespräche mit Verwandten richtig spannend und wehmütig machen. Und alles nur wegen einem Haar. Um ein Haar wäre es nicht passiert. Dieser Satz musste sein, gib es zu!

Fuchs sein fetzt doch!

Irgendwie begegnet mir dieses eine Tier, der Fuchs, auf verschiedenste Art und Weise immer wieder in meinem Leben. Und er hat im Laufe der Jahre viel zugenommen. An Bedeutungsschwere.

Mein Vater:

Ich fange einfach mal ganz vorne an. Schon mein Vater hatte eine ziemlich auffällige Gemeinsamkeit mit den roten Hunden. Die mandelförmigen Augen mit dem stets verschlagenen Blick. Liebenswürdig allemal, aber sicher auch sehr frech, so kann man Karlo Liliom sicher gut beschreiben.

Karlo Liliom

Das Ganze hat meine liebe Oma dann auf die Spitze getrieben, als sie ihm noch die passende Garderobe zugelegt hat.

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Mein Vater ist in Ungarn aufgewachsen. So wie hier in Deutschland die Märchen von den 3 kleinen Schweinchen oder dem Hasen und dem Igel zu jeder Kindheit dazugehören, ist es in ungarischen Erzählungen der Fuchs mit dem Wolf. Meistens überlistet das braun-orangene Schlitzohr seinen dunklen Verwandten. Nach seiner Ausbildung fing Papa an, in einem Trickfilmstudio zu arbeiten. Dort zeichnete er an den kleinen Märchenepisoden (Magyar Népmesék), mit denen fast jedes Kind dort aufwächst. So wie ich auch. Genau diese Seite an meinem Vater habe ich auch besonders geschätzt. Er hat so viel Liebe und Charakter in seine Figuren fließen lassen.

Roka Komma

Der kleine Prinz:

„Gewiss“, sagte der Fuchs. „Du bist für mich noch nichts als ein kleiner Knabe, der hunderttausend kleinen Knaben völlig gleicht. Ich brauche dich nicht, und du brauchst mich ebenso wenig. Ich bin für dich nur ein Fuchs, der hunderttausend Füchsen gleicht. Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt.“

(Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupérie)

Vielleicht braucht man ja gar nicht viel mehr Worte, um zu erklären, was so wunderbar an diesem Zähmen ist… Trotzdem finde ich es unglaublich passend, welches Tier sich Antoine für diesen Dialog ausgesucht hat. Ein sehr wildes, freies Tier. Und trotzdem kriegt der Fuchs auch hier wieder eine sehr zarte Rolle.

Käptn Peng:

„Er mag jagen, sie mag sammeln
Er mag denken, sie mag handeln
Er mag Walnuss, sie mag Mandeln
Sie beginnen sich in Füchse zu verwandeln.

Sie fangen an in dem Wald zu wohnen
Ernähren sich von Tauben, von Rinde, von Bohnen,
Sie schwören sich, sich nie zu schonen, um das Beste gegenseitig auch sich rauszuholen. Sie erfinden ein eigenes Land
Tragen Namen die der andere erfand
Jeder lernt was der andere kann, der eine verlor was der andere fand
Sie setzen einander in Brand
Sie jagen einander durchs Land
Jeder spornt den anderen an, sich gegenseitig immer wieder einzufangen.“

(Käptn Peng, Sie mögen sich)

Schon wieder hat sich ein Mann der großen Worte den Fuchs genommen, diesmal um die Beziehung zwischen 2 Menschen zu besingen. Ich sage immer, dass ich auf meinen Pinguin warte. Denn Pinguine bleiben ihr ganzes Leben mit ihrem auserwählten Partner zusammen. Aber wenn ich noch einmal so darüber nachdenke fällt mir auf, wie gerne ich mich eigentlich in einen Fuchs verwandeln würde. Mit meinem Pinguin. Eis und Fisch können mit orangenem Fell und einem warmen Bau im Wald einfach nicht mithalten.

Meine Erinnerung:

Über den Sinn von Tattoos kann man sich gut streiten. Ich vor allem mit meiner Oma. Klar, sobald man 10 Kilo zunimmt wird aus einem Grashüpfer ganz schnell ein Breitmaulfrosch. Und mit 50 findet man das Portrait vom ersten Freund aus dem Sommercamp auf dem Unterbauch bestimmt auch nicht mehr so prickelnd. Aber: Das Gefühl abends im Bett über meine Hüfte zu streichen und zu wissen, dass da mein Fuchs schlummert, das wird sicher nie aus der Mode kommen oder peinlich werden. Egal wie faltig oder verblasst er irgendwann sein wird.

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Der Fuchs ist für mich die Erinnerung an meinen Vater, das Streben nach Freiheit, ein Mutmacher zum frech Sein und schlicht und ergreifend schön.

 

 

Social Awkward

Die Awkwardness? Unbeholfenheit, Ungeschicktheit oder schlicht und ergreifend Peinlichkeit. Die Variante davon, die wohl jedem am stärksten zu schaffen macht? Die soziale, die immer dann auftaucht, wenn man gerade unter Menschen ist. Unter dieser Spezies kann man sich oft wie ein Alien vorkommen.

 

Dieses Mal soll es um ein Phänomen gehen, das die meisten von uns schon aus der Grundschule kennen. Man kommt in einen Raum und sieht sich umringt von Menschen, die cool, gutaussehend, selbstbewusst oder zumindest sozial eingegliedert wirken.

Alles Barrieren, die in diesem Moment, in dem man im Türrahmen steht, unüberwindbar erscheinen. Die Wangen fangen an zu glühen, die Handflächen beginnen zu schwitzen und die Ohren fangen an zu klingeln. Zu allem Überfluss verschwinden die interessanten und witzigen Gesprächseinsteiger, die man sich am Morgen zurecht gelegt hat, in einem schwarzen Loch. Schon setzen die Fluchtinstinkte ein.

Aber zum Glück gibt es da noch die innere Stimme, die einen zur Vernunft zwingt und man betritt die Löwenhöhle.

 

Perfektes Beispiel: Eine Geburtstagsfeier auf der man nur das Geburtstagskind kennt. Horror.

Also wie fängt man an? Der einzige Freund den man in diesem Szenario hat, muss sich um alle Gäste kümmern, nicht nur um dich, also los, sei ein großes Mädchen und sprich jemanden an. Ich bin sicher nicht alleine, wenn ich sage, dass dieser jemand bevorzugt der Tisch mit den Snacks ist, den man unfassbar interessiert beäugt, um beschäftigt zu wirken.

 

Und da liegt der Fehler.

Es ist kein Zeugnis von Schwäche, gelangweilt wirken zu können, eher eine Fähigkeit. Denn nur so kann dich eine andere einsame Seele, die vielleicht das selbe Problem hat, auch orten und sich zu dir gesellen.

Und das ist nur einer der Vorteile, die das Unbeschäftigt sein mit sich bringt. Sobald Leute zum Tanzen, für eine Raucherpause oder ein Geburtstagsständchen gesucht werden, Bumm, wirst du geschnappt. Sich helfen zu lassen kann manchmal sehr entspannend sein. Also einfach mal Awkwardness zeigen.

Wenn man dann endlich in einem der Kreise steht geht es um Konversation. Keine Panik schieben, weil dir weder das neueste Album von Adele, noch Politik in den Kopf kommen. Die Awkwardness hilft dir nicht nur gefunden zu werden, sie dient auch als gutes Gesprächthema.

 

Erzähle einfach frei nach Schnauze davon, wie unangenehm die ersten Minuten auf dieser Party für dich waren, dass du dich fast an 2 Erdnüssen verschluckt hast und wie du auf der Toilette dein Lächeln geübt hast. Das macht sympathisch und wirkt tatsächlich selbstbewusst und ehrlich, nicht armselig. Vielleicht fällt dir dann auch auf, dass die Leute die du eben noch für unerreichbar gehalten hast, dir leidenschaftlich zustimmen und genau die selben schlimmen 5 Minuten des Ankommens hinter sich haben. Man ist nie der einzige Alien im Raum, so viel ist sicher.

Die Awkwardness kann also sogar eine gute Wingwoman sein, wenn du sie lässt.

 

Darauf einen Toast und viel Spaß bei der nächsten Party!

 

Bildquelle: MiniMemes